WISSEN ZUM THEMA: Ökostrom

 

Ein Ökostromanbieter, aber keiner wie jeder andere: die Elektrizitätswerke Schönau (EWS GmbH)

Die EWS sind aus der Bürgerbewegung „Eltern gegen Atomkraft“ hervorgegangen. Diese fand sich 1986 nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zusammen. Schönauer BürgerInnen wollten sich aktiv am Ausstieg aus der Kernenergie beteiligen. Schnell kam als zweites Ziel die Senkung des CO2-Ausstosses hinzu. Die hoffnungsvolle Veränderung ging zunächst von wenigen aus. Ursula und Michael Sladek sammelten eine kompetente, kreative und durchhaltefähige Truppe um sich..

Keine Verflechtung mit der Atomindustrie

So entstand der kühne Plan, ein eigenes Energieversorgungsunternehmen zu gründen. Neu war, dass die Bürger die Geschäftsziele selber bestimmen wollten. Voraussetzung war damals der Besitz des Stromnetzes. Der Kampf darum und die spektakuläre Netzübernahme waren einmalig in Deutschland und fanden im In- und Ausland große Beachtung. „Sauberer Strom“, das schrieb man sich auf die Fahne und „Geldströme umleiten“. Denn die Erzeuger des „Watt Ihr Spart“-Stroms dürfen nicht mit der Atomindustrie verflochten sein. Außerdem wird der üblichen Gewinnmaximierung eine Absage erteilt. Die ca. 850 Mitglieder der EWS GmbH geben sich mit Zinsen zufrieden, wie sie auch ein Sparbuch erzielen würde. Darüber hinaus erwirtschaftete Gelder fließen in die Förderung des ökologischen Konzeptes.

Mit Aktionen wie „Ich bin ein Störfall“ lenkten die „Eltern gegen Atomkraft“ äußerst erfolgreich die Aufmerksamkeit auf ihren konstruktiven Widerstand und auf ihr neues alternatives Wirtschaftsmodell. Kein Wunder, dass sie den Ehrentitel „Stromrebellen aus dem Schwarzwald“ erhielten.

Starke „Kraftzwerge im Keller“

Seit über zehn Jahren unterstützen sie mit ihrer Geschäftspolitik Betreiber von Windkraftanlagen, Blockheizkraftwerken (BHKW) und Photovoltaikanlagen. Besonders tun sie sich dabei durch die Förderung von BHKWs hervor. Diese „Kraftzwerge im Keller“ verschwenden im Gegensatz zu anderen Anlagen kaum Energie, weil sie gleichzeitig Strom (= Kraft) und Wärme erzeugen, die vor Ort genutzt wird. Zwar werden die Anlagen in der Regel noch mit Gas betrieben, leisten aber durch ihren hohen Wirkungsgrad einen sehr starken Beitrag zur CO2-Einsparung und zum Klimaschutz. Nach Auffassung der Schönauer und aller nationalen und internationalen Studien zum Umbau der Energiewirtschaft sind BHKWs eine unabdingbare Übergangstechnologie als „Brücke zum Solarzeitalter“.

Unterstützung von lokalen Stromerzeugungs-Projekten

Zeichen setzen die Schönauer auch dadurch, dass sie den abstrakten Vorgang der Stromerzeugung sicht- und vorstellbar machen. So wie die Milch ursprünglich nicht aus der Tüte kommt, stammt der Strom nicht aus der Steckdose. Die EWS gehen vor Ort und initiieren durch dezentrale Förderprogramme lokale Stromerzeugungs-Projekte. Diese werden oft von vielen Menschen ideell getragen und sind auch materiell vollständig in ihrem Besitz. Beteiligt sind Schulen, kirchliche Organisationen, Betreibergemeinschaften und Privatpersonen. Das Förderprogramm mit dem Namen „Rebellenkraftwerke“ finanzieren die Stromkunden mit dem zusätzlichen „Sonnencent“. Bisher sind dadurch bundesweit über 800 neue Anlagen gebaut worden.

Nicht nur konkurrenzfähige Preise...

Die EWS konnten von ihrer Vision bisher bundesweit schon ca. 35.000 Kunden überzeugen. Es sind überwiegend Privathaushalte; aber immer mehr Gewerbekunden, Kirchen, Schulen Altersheime oder Unternehmen kommen hinzu.

Die Preise sind konkurrenzfähig. Durch ihre Tarifgestaltung fördern die Schönauer das Stromsparen: ein niedriger Grundpreis trägt dazu bei, dass sparsame Stromkunden belohnt werden. Energiespar-Tipps und regelmäßige Info-Briefe runden das Angebot ab. Das jährliche „Schönauer Stromseminar“ weist mit seinen Themen und den hervorragenden ReferentInnen in eine umweltfreundliche Zukunft.

Christine Denz, Mosbach

 

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