11. Oktober 2011

„Wind ist Erntekönig unter den Erneuerbaren“

S.U.N.e.V. lud zur Besichtigung des Mudauer Bürgerwindparks

 

von Christine Denz, S.U.N.-Vorsitzende

 

”Was braucht es alles, damit aus Wind Strom gewonnen werden kann?” – eine wichtiges Thema in Zeiten, in denen verstärkt und dezentral auf Wind gesetzt wird. Zur Beantwortung dieser Frage lud S.U.N.e.V. zur Besichtigung des Bürgerwindparks Mudau-Steinbach ein, zur einzigen Veranstaltung, die im NOK am Energietag Baden-Württemberg stattfand. Bei strahlendem Sonnenschein traf man sich an einem der „sanften Riesen“ unter den 46 Meter langen Rotorblättern, die sich fast lautlos mal schneller, mal langsamer drehten. „Wind ist die stärkste Energiequelle mit den geringsten Erzeugungskosten und der kürzesten energetischen Amortisation“, erläuterte Bernd Brunner von der Windenergie S & H mit Sitz in Buchen.

Bevor man den Bau eines Windrades plane, müsse man durch Schall- und Schattengutachten die Einhaltung der zulässigen Grenzwerte nachweisen. Windgutachten müssen die Wirtschaftlichkeit belegen; ebenso sei die Umwelt- und Naturverträglichkeit genehmigungsrelevant. In einem detailreichen Gespräch beantwortete Brunner die zahlreichen Fragen nach Technik, Leistung, CO2-Bilanz, Klimaschutz, Regionalität und Wirtschaftlichkeit.

Die „Steinbacher Höhe“ ist der vierte Bürgerwindpark der Firma im NOK, „geplant von Bürgern, finanziert durch Bürger aus der Region und über regionale Banken“ – ein „Konzept, das neuerdings überall großes Interesse findet“, so S.U.N.-Vorsitzende Christine Denz. Hier werde schon seit dem Jahr 2000 mit dem ersten Bürgerwindpark in Walldürn-Altheim der regionale Gedanke mit Bürgerbeteiligung gelebt. Der neue Windpark, der im letzten Sommer ans Netz gegangen ist, erzeugte mit seinen drei Windrädern zu je 2 MW im Jahr 10,8 Mio. kWh Strom. Dieser wird ortsnah von rund 10.800 Menschen verbraucht. Die drei Anlagen erzeugen jährlich also mehr als alle Haushalte von Mudau und Limbach mit allen Ortsteilen zusammen benötigen. Einhellige Meinung der Gäste war, dass man zügig und konsequent auf eine solcherart dezentrale Energieversorgung setzen müsse, auch damit das Geld in der Region bleibe: „Lieber den regionalen Wind nutzen, als fossile Energie zu importieren und global dem Klima einzuheizen“.

„Wind ist Erntekönig unter den Erneuerbaren“, brachte es Christine Denz auf den Punkt. Die vier Bürgerwindparks im Neckar-Odenwald-Kreis versorgen mit ihren insgesamt zehn Windrädern ca. 20% der NOK-Bevölkerung mit umweltfreundlichem Strom. Dieser Anteil wird sich noch erheblich erhöhen, wenn die beiden nächsten Projekte „an den Wind gehen“, nämlich in diesem Herbst die Erweiterung in Altheim und dann der fünfte Bürgerwindpark im Buchener Ortsteil Hettingen.

Für die behördlichen Genehmigungen müssen auch Fragen zum Naturschutz beantwortet werden. Der Vogelflug spielt eine Rolle und z. B. Fledermäuse bei Waldrandnähe. Bernd Brunner berichtete, dass bei dem in den Sommern 2010 und 2011 durchgeführten Monitoring keine toten Tiere gefunden worden seien. Windstrom beansprucht eine geringe Fläche, in Mudau ganze 0,2 ha pro Windrad für die Erzeugung von jährlich mehr als 3,5 Mio. kWh. Der Flächenverbrauch für eine gleich große Energiemenge aus Biogas-, Biomasse- oder Photovoltaikstrom sei um das Vielfache höher.

Zum Thema Schallschutz erklärte Bernd Brunner, dass in Misch- und Dorfgebieten nachts nicht mehr als 45 dB ankommen dürften. Für allgemeine Wohngebiete gelte ein Grenzwert von 40 dB. Dieser könne bei Entfernungen von 700 bis 800 m zur Bebauung in der Regel eingehalten werden. Entscheidend für die Schallübertragung sei u.a. die Windrichtung. In Süddeutschland komme der Wind meist aus Südwest, im Winter oft aus Ost. Abschließend verwies er auf den vom TÜV-Süd erstellten Windatlas für Baden-Württemberg. Dieser ermögliche erste grobe Einschätzungen über das Windpotential an bestimmten Orten. Informationen unter www.windatlas-bw.de.

 

 

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