Pressemitteilung, 9. August 2007

Sonne sucht Arbeit

S.U.N.-Potenzialanalyse: Dächer können ca. ¾ des privaten Strombedarfs liefern

 

Von Christine Denz

Vor dem Hintergrund des Klimawandels muss Vieles neu bedacht werden. Zum Beispiel müssen die klimafreundlichen erneuerbaren Energieträger massiv ausgebaut werden. So überlegen manche, ob sie auf ihrem Dach die Sonnenenergie in Ökostrom umwandeln lassen wollen. Zunächst kann man davon ausgehen, dass die Wirtschaftlichkeit durch passende Rahmenbedingungen sicher gestellt ist. „Aber ist mein Engagement nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein?“, mag sich mancher fragen. Kann der Sonnenstrom nicht nur einen relativ geringen Beitrag leisten? Wie hoch ist denn das realistische Gesamt-Potenzial, z. B. auf der kleinräumigen Ebene von Mosbach oder Walldürn? Um diese Frage zu klären, hat der hiesige Energiespar- und Solarverein S.U.N. e.V. eine Potenzialstudie bei der Fa. SolarArt, Lauda-Königshofen, in Auftrag gegeben.

Beantwortet werden sollte die Frage, zu wie viel Prozent speziell Mosbachs und Walldürns Dächer Sonnenstrom liefern könnten. Maßstab war der Stromverbrauch aller privaten Haushalte. Mosbach hat 10.650 Haushalte, Walldürn 4.730 Haushalte. Der Verband der Elektrizitätswirtschaft VDEW nennt für 2005 einen Durchschnittsverbrauch von 3.074 kWh pro statistisch ermitteltem Haushalt. Das wäre für die Bewohner der Großen Kreisstadt ein jährlicher Bedarf von rund 33 Mio Kilowattstunden, für Walldürn rund 15 Mio kWh.

Für die nun vorliegende Studie wertete die Firma SolarArt statistische Daten und Karten von Mosbach und Walldürn aus. Die Daten wurden mit Untersuchungen aus den Regionen Hochrhein-Bodensee, Lüchow-Dannenberg und anderen verglichen. Mosbach z. B. hatte in 2005 einen Bestand von 5.600 Gebäuden. Nutzbar sind Dächer von privaten, öffentlichen und Gewerbebauten. Ungeeignete Ausrichtung und bauliche Hindernisse lassen die für die Solarstromproduktion nutzbare Fläche auf Flach- und Satteldächern auf etwa 8 % der Gesamtfläche schrumpfen. Auf Grund der rasanten technischen Entwicklung bringt die Sonneneinstrahlung in unserer Region ca. 950 Kilowattstunden je KW Anlagenleistung. Werden alle geeigneten Dachflächen mit Modulen gängiger Technik bestückt, „produziert“ die Sonne jährlich rund 22 Mio kWh (Mosbach) bzw. 11 Mio kWh (Walldürn) umweltfreundlichen Strom. Setzt man dazu den jährlichen privaten Strombedarf ins Verhältnis, könnten in Mosbach so rund 67% und in Walldürn etwa 76% gedeckt werden.

„Das ist eine sehr beachtliche, von vielen nicht so erwartete Größenordnung“, kommentierte S.U.N.-Vorsitzende Christine Denz, die die Daten im Rahmen einer Vorstandssitzung vorstellte. Natürlich würde diese Vorgehensweise die Umwelt schonen. Jedes Jahr könnten durch Eigeninitiative auf diese Weise die CO2-Emissionen um ca. 20.000 Tonnen verringert werden. Auch werden keine zusätzlichen Flächen verbraucht. Und die Kosten - sind die nicht immens? Bei einer Solarstromvergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) flössen über 20 Jahre lang Millionen Euro in die Taschen der Bürger zurück. Kritiker sagen „Zahlenspielerei“. Befürworter aber werden mehr und mehr gehört. Sie sagen: „Sichere Rendite, Arbeitsplätze in Handwerk und in Dienstleistung vor Ort über 20 Jahre, Bindung und Steigerung der Kaufkraft vor Ort“.

Positiv überrascht zeigten sich die S.U.N.-Mitglieder von einer Aufstellung, in der private Stromumwandlungsanlagen aus erneuerbaren Energien mit denen von Energieversorgungsunternehmen verglichen werden. Für das Jahr 2004 weist der VDEW (Verband der Elektrizitätswirtschaft) aus: bei Photovoltaik ganze 3% aus eigenen, dagegen 97% aus privaten Anlagen. Ähnlich verhält es sich bei Windstrom, sogar 99% sind in Bürgerhand. Auch bei Biomasse haben die Privatleute mit einem Anteil von 73% die Nase vorn. Hingegen dreht sich das Verhältnis bei der Wasserkraft um, 83% liefern die Großen, 17% private. Christine Denz: „Es ist eine leise, aber höchst wirksame Revolution von unten. Innovation beginnt mit vielen Pionieren.“

 

S.U.N. e. V.

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