Rhein-Neckar-Zeitung, 12. Juli 2007

Die Klimawende für die vier Wände

Wie wir wohnen, heizt das Klima auf oder eben nicht – RNZ-Klimaserie in  Kooperation mit S.U.N. e. V.

von Ursula Brinkmann

 

Schmelzende Gletscher, steigende Meerwasserspiegel, Stürme, wachsende Wüsten, sintflutartige Niederschläge als Folge der Erderwärmung sind doch irgendwie fern. Dabei hat das globale Klima sehr viel mit dem Klima in den eigenen vier Wänden zu tun. Im Bereich Wohnen produzieren die Deutschen mehr als ein weiteres Fünftel ihrer jährlichen CO2- Menge, nämlich durchschnittlich 2,8 Tonnen. Meine persönliche Rechnung auf dem Greenpeace-CO2-Rechner fällt im Bereich „Zuhause“ mit einem halb so hohen CO2-Ausstoß deutlich besser als dieser Durchschnitt aus. Und das trotz des konventionellen Energieträgers Öl. Es liegt wohl an der guten Dämmung des Hauses in alle Richtungen, Fenster inklusive.

Die meisten Wohnhäuser in Deutschland indes sind schlecht isoliert. Es muss unnötig viel geheizt werden. Aber schon wer die Raumtemperatur um ein Grad senkt, unbenutzte Räume wenig heizt und nachts die Temperatur absenkt, kann in einem Vier-Personen-Haushalt 0,8 Tonnen CO2 im Jahr sparen. Sehr wichtig ist die richtige Art des Lüftens; Dauerkippen eines oder mehrerer Fenster heizt die Energie buchstäblich zum Fenster hinaus.

Heute ist es möglich, den Heizenergieverbrauch älterer Gebäude bis um zu 80 Prozent zu senken. Wenn heute neu gebaut wird, dann kommen sogar viele Häuser und Wohnungen fast ohne Heizkosten aus. Zum Vergleich: ein Passivhaus verbraucht im Jahr pro Quadratmeter Wohnfläche 1,5 Liter Heizöl, ein Altbau 20 Liter und mehr (Quelle: Passivhaus Institut, Darmstadt). Den Unterschied machen vor allem effiziente Technik wie Dämmung aus.

Was Isolierung bewirkt, das hat man jüngst in Heidelberg vorgeführt: Von einem Eisblock in einer sehr gut gedämmten Holzhütte schmolz in drei Wochen nur ein Fünftel dahin. Der Effekt einer solchermaßen gedämmten Wohnung gilt nämlich sommers wie winters. Wenn es heiß ist, schafft eine solche „Hülle“ ein angenehm kühles Klima, wenn es kalt ist, bleiben die Heizkosten niedrig. „Ich habe zu jeder Jahreszeit ein richtiges Wohlfühlklima“, sagt Christine Denz, die Vorsitzende von S.U.N. e.V. und Eigentümerin eines mittlerweile optimal umhüllten Hauses, das nach der Sanierung mit wenigen Ster Holz im Jahr zum Heizen auskommt. Denz lebt, was sie propagiert - wie viele im Solar- und Energiesparverein S.U.N.. Die Internetseiten des Vereins (www.sun-ev.de) liefern eine Fülle von Informationen, Ideen, praktischen Tipps und Adressen vor Ort.

Wer von der Vielzahl der Möglichkeiten, Energie einzusparen ebenso angetan ist wie von den technischen und finanziellen Details, der kann auf die Energieberatung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises (WiNO) zurückgreifen. Kostenlos sind die Startberatungen, die in den Kreisverwaltungsgebäuden in Mosbach und Buchen angeboten werden. Nächste Termine sind der 19. Juli und der 27. September. Eine Beratung in Sachen Wohnen und Energie empfiehlt sich allemal. Im Neckar-Odenwald-Kreis gibt es eine Reihe von Energieberatern. Sie zu konsultieren ist schon deshalb ratsam, weil Förderprogramme für Sanierungsmaßnahmen davon abhängen. Die WiNO bietet eine Liste mit den Namen von Energieberatern, Architekten und Handwerkern. Sie kann angefordert werden (Tel.: 06261-84 13 70 oder info@wirtschaft-nok.de).

Wohnen besteht nicht nur darin, sich in wohl temperierten Räumen aufzuhalten. Wir brauchen Licht, nutzen elektrische Geräte rund um die Uhr. Dass der Strom aus der Steckdose kommt, weiß inzwischen jeder. Doch wie kommt er rein? Einen erheblichen Beitrag zum Klimawandel leistet, wer zu einem unabhängigen Ökostromanbieter wechselt. Das ist einfach, kostet heute nicht mehr als „konventioneller“ Strom und spart in einem Vier-Personen-Haushalt bis zu zwei Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Effizienz ist auch beim Stromverbrauch die Maxime. Energiesparlampen und Elektrogeräte der maximalen Effizienzklasse (A++) einsetzen, Stand by-Modus vermeiden, Wäsche – wo’s geht - auf die Leine statt in den Trockner, Haushaltsgeräte voll beladen, Deckel auf den Topf auf die passende Herdstelle… Das persönliche Wohn- und Lebensklima bestimmt jeder selbst. Damit bestimmt ebenso jeder, was er dem Weltklima erspart.

 

 

 

S.U.N. e. V.

Home

Impressum