Rhein-Neckar-Zeitung, 9. November 2009

Messe zeigte „handwerklich solide Wege“ zu Visionen

Sechste „KlimaMesse Aglasterhausen“ – Zahlreiche Aussteller und umfangreiches Rahmenprogramm lockten

 

Von Peter Lahr

 „Auf der Messe wimmelt es nur so voll Chancen für den Ländlichen Raum“, unterstrich Mit-Organisatorin Simone Heitz am Samstagvormittag während der offiziellen Eröffnung der sechsten „KlimaMesse Aglasterhausen“ in der Sport- und Festhalle. Die seit zwölf Jahren ehrenamtlich von der Grünen Liste Aglasterhausen und dem Verein S.U.N. „gestemmte“ Messe zeige nicht nur Visionen auf, sondern beschreibe auch den Weg dorthin - „praktisch und handwerklich solide“. Mit den Worten „Umsetzen! Nur Handeln bewegt“, dankte die Rednerin Ausstellern sowie allen Mitwirkenden des umfangreichen Rahmenprogramms, das Gäste aller Alterstufen anspreche. Der Gemeinde Aglasterhausen galt der besondere Dank der Organisatoren.

„Es genügt nicht zu sagen: Wir geben unser Bestes. Wir müssen etwas tun“, betonte Bürgermeister Erich Dambach. Jeder könne seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Welchen, könne man hier erfahren. Seit der letzten „KlimaMesse“ habe die Gemeinde knapp zwei Millionen Euro in den Klimaschutz investiert und einen wesentlichen Beitrag zur Co²-Verminderung geleistet. Auf dem Dach der Hauptschule sei eine Fotovoltaikanlage entstanden. Geheizt werde künftig mit Pellets. Dambach dankte dem Kreistag für die nachhaltigen Unterstützung des S-Bahn-Anschlusses. Zudem werde ein Ringbus künftig die Gemeinden des Kleinen Odenwalds miteinander verbinden.

Klimaschutz und Nachhaltigkeit seien heute längst kein Thema mehr für obskure Expertenzirkel. „Klimaschutz und Nachhaltigkeit gehen uns alle an“, befand Landrat Dr. Achim Brötel. Wie bereits sein Vorredner, dankte er der Grünen Liste und dem Verein S.U.N. dafür, dass sie wieder solch ein umfangreiches und sehr informatives Programm zusammengestellt haben. Erfreulicherweise komme die Erkenntnis, dass wir unser eigenes Verhalten ändern müssen, mehr und mehr in den Köpfen an. Jetzt gehe es nur noch darum, den relativ kurzen Schritt vom Denken zum Handeln zu bewerkstelligen. Dadurch, dass der Landkreis Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien gewinne, werde der Umwelt nicht nur Jahr für Jahr 150 000 Tonnen Co² erspart. Auch bleibe die Wertschöpfung in der Region.

„Ich komme nicht als Überflieger, sondern lernend und in Demut“, erklärte der bündnisgrüne Landtagsabgeordnete Hans-Ulrich Sckerl halb ernst, halb ironisch. Obwohl Klimaschutz ein „Jahrtausendthema“ sei, fände das Thema derzeit in der Öffentlichkeit nicht die eigentlich nötige Beachtung. Leider sei die Energiepolitik der Landesregierung nicht so ambitioniert wie die des Landkreises, bedauerte Sckerl. Gleichwohl sei wichtig, was hier passiere. Denn der Neckar-Odenwald-Kreis besitze mittlerweile große Vorbildfunktion. „Es gibt keine Grünen, die so etwas seit Ende der 1990er-Jahre machen. Das ist sensationell“, dankte der Politiker dem Organisationsteam.

„Die Erde gehört nicht uns. Wir gehören der Erde“, hieß es in dem indianischen Lied „The River“, mit dem „deliCanto“, ein Frauenchor der Musikschule Mosbach, eindrucksvoll zum „Impulsvortrag“ des Astrophysikers und Gemeinderats Dr. Uwe Graser überleitete. Belegt von zahlreichen aktuellen Studien, stellte der Wissenschaftler klar, dass es nicht nur die von Menschen verursachten Treibhauseffekte gebe, sondern auch, dass die Klimaänderung schneller und heftiger als bislang befürchtet fortschreite. Mit dem Klimawandel müsse ein Bewusstseinswandel einhergehen. Da das Wachstum auf unserem Planeten Grenzen habe, sei ein Umdenken über die Art unseres Wirtschaftens unvermeidlich. Für den Alltag solle sich jeder gleichwohl realistische Umwelt-Ziele vornehmen.

 

 

S.U.N. e. V.

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