"Zukunft gehört den Sonnenmenschen"

Dr. Franz Alt referierte zum Thema "Deutschland ist erneuerbar! Die Solarwirtschaft kommt"

Mosbach "Deutschland ist erneuerbar! Die Solarwirtschaft kommt", unter diesem Motto sprach Dr. Franz Alt in Mosbach. Der renommierte Fernsehjournalist und Buchautor sprach auf Einladung der Projektgruppe "SolarBrücke Obrigheim-Biblis" in Mosbach in der "Alten Mälzerei". Sein Thema "Deutschland ist erneuerbar - die Solarwirtschaft kommt" war gleichzeitig Auftakt und Programm des hessisch-baden-württembergischen Gemeinschaftsprojektes zweier Solarvereine.

Die beiden Initiatoren, Christine Denz aus Mosbach vom Verein "S.U.N." und Erhard Renz vom Solaranlagenverein Bensheim, skizzierten eingangs die Philosophie der "SolarBrücke". Sie soll in den Kommunen zwischen den beiden Kernenergie-Standorten einen Nachfrageschub nach den erneuerbaren Energien auslösen, nach Anlagen also, die Strom aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse erzeugen.

Privatleute sollen gewinnbringend investieren. Die beiden Vereine arbeiten mit lokalen Akteuren, auch ortsansässigen Solarfirmen zusammen. So wird die Solarbrücke von beiden Enden her aufgebaut. Sie soll geschlossen sein, wenn Obrigheim Im Mai 2005 abgeschaltet wird. Christine Denz und Erhard Renz sind vom Gelingen überzeugt. Die Bevölkerung sei aufgeschlossen.

Dr. Franz Alt versetzte die Zuhörer zunächst in die Rolle der Konsumenten, bot aber die ungewohnte "ökologische Tagesschau" dar. Dies mit vollem körperlichen und vor allem innerlich überzeugtem Einsatz. Wann schon kann man bei jemandem immer noch das "innere Feuer" spüren, der seit 30 Jahren am selben Thema arbeitet, fragten sich manche Besucher. Nach den schlechten Nachrichten, die ökologische und politische Situation des Planeten betreffend - fortdauerndes Artensterben, unaufhaltsamer Klimawandel und Kriege um Öl, änderte Franz Alt die Tonlage. Er beschrieb seine Vision der "Ökologischen Zeitenwende", die zugleich notwendig und machbar sei. Vielerlei Anzeichen sprächen dafür, wenn auch der Durchbruch noch nicht geschafft sei. Notwendig sei die enge Verknüpfung der Ökologie mit der Ökonomie, in diese Richtung müsse man umdenken. Die großen Energie- und Ölkonzerne investierten schon in die erneuerbaren Energien; sei es in die Wind- und in die Solarindustrie, die beide rasant wachsen würden.

Die Photovoltaik wachse neuerdings jährlich um das Doppelte, dies sogar, obwohl alle Patente nach Japan verkauft worden seien. In der Windkraft sei die Bundesrepublik Exportweltmeister. Diese Arbeitsplätze seien zukunftsfähig. Der Erdöl-Riese BP ("British Petrol") habe sich schon intern umbenannt in "Beyond Petrol" ("nach dem Erdöl"). Bill Gates habe eines der größten deutschen Solarpakete. Das wichtigste wirtschaftliche Instrument für die stürmische Entwicklung sei das Erneuerbare-Energien-Gesetz; ein Gesetz, das von vielen Staaten nachgeahmt werde. Ebenso bedeutsam seien aber auch neue dezentrale Strukturen in der Energiewirtschaft. Franz Alt zitierte das Energie-Szenario der EU, das bis zum Jahr 2050 den Weg zu einer 100prozentigen Stromproduktion aus den erneuerbaren Energien beschreibt. Die drei wichtigsten Aufgabenfelder seien hier die Solararchitektur, die konsequente Wirkungsgradverbesserung und Energieeinsparungstechnologien. Architekten, Techniker, Ästheten, Ökonomen und Ökologen seien gefordert.

"Die Zukunft gehört den Sonnenmenschen" war einer der Kernsätze. Die solare Energiewirtschaft würde "von unten" kommen. Eine gute Infrastruktur sei vorhanden. In diesem Sinn unterstützte er voll das Programm der "SolarBrücke Obrigheim-Biblis" und sah in der Region bereits einen "guten Humus". Ausdruck seiner Wertschätzung sei die Aufnahme der SolarBrücke auf seine Internet-Seite "sonnenseite.com".

Bei der abschließenden von Fragen fast überbordernden Diskussionsrunde beschrieb Franz Alt den "Sonnenweg" in vielen Facetten und schloss auf die Frage nach den "Propheten und den vielen Ungläubigen" gekonnt mit einem Zitat aus seinem Buch "Der ökologische Jesus". Es sei immer so gewesen, dass Veränderungen von einer qualifizierten Minderheit erkämpft worden seien, bei Erfolg seien immer alle von Anfang an mit dabei gewesen: "Ihr seid das Salz der Erde".


© Fränkische Nachrichten   –   30.03.2004

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