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Mai 2014

EEG wird so ein ‚Kohlebestandsschutzgesetz‘  - Klimapolitiker Fell über sein Konzept der „Globalen Abkühlung“ - Vortrag in Mosbach

von Christine Denz

Nicht weniger als das hat er sich vorgenommen: Hans-Josef Fell, bis 2013 MdB der Grünen, Physiker und Mit-Autor des EEG, hat ein Konzept entwickelt, mit dem gleichzeitig die Erderwärmung gestoppt und die globale Temperatur um 2 Grad auf das vorindustrielle Niveau gesenkt werden kann. Mit massivem technologischen Ausbau, mit hohem rentierlichen Finanzeinsatz und – unter engagierter  Beteiligung der Bürger. Die bisherigen Klimaschutzstrategien seien gescheitert, der arktische Eisgürtel schmelze immer schneller, Wetterextreme entwickelten sich mit immer gravierenderen Folgen. Notwendig seien neue Allianzen. Eingeladen zum Thema „Die langen Linien der Klimapolitik – das EEG und das Konzept der ‚Globalen Abkühlung‘“ hatte MetropolSolar Rhein-Neckar e.V. in Kooperation mit S.U.N. e.V.. „Uns alle drei eint das Klimaschutz-Ziel der kompletten Energieversorgung aus Erneuerbaren Energien,“ so S.U.N.-Vorsitzende Christine Denz in Mosbach. Fell: „100% für Strom und Wärme sind in 20 Jahren möglich.“ Was er umgehend belegte.

In einem hochspannenden Vortrag  nahm er diese mit auf eine Reise zu den wichtigsten  technischen und politischen Projekten für eine globale Energiewende, der sie mucksmäuschenstill folgten. „Nullemissionsstrategie“ und „globale Abkühlung“ (so auch der Titel seines neuen Buches) sind die beiden Säulen des Planes, den der Präsident der weltweit agierenden Energy Watch Group EWG mit vielen anderen verfolgt. Weitere Motoren für die Entwicklung sind Energieeffizienz, förderliche politische Weichenstellungen, Investitionssicherheit, finanzstarke Organisationen mit neuer Ausrichtung und eine Bevölkerung, die im Wechselspiel mit der Politik die Entwicklung vorantreibt und davon auch profitiert.

 Das klimazerstörende und geldfressende atomar-fossile System muss schnellstmöglich durch Sonne, Wind & Co abgelöst werden. Diese Energieträger stehen kostengünstig und unerschöpflich zur Verfügung  und verursachen keine Folgekosten. Große Solar- und Windparks, Biomasse- und Wasserkraftwerke liefern im Verbund mit Speichern zuverlässig rund um die Uhr Energie. Als Beispiele von vielen nannte Fell den 3-MW-Kraftwerksblock Belectric in Bayern und den energie- und rohstoffeffizienten Speicher Z20 BlueSky Energy, der im Herbst auf den Markt kommt.

Fell denkt um. Um Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu schaffen, setzt er auf moderne Entwicklungen: „Biokohle, auch als terra preta bekannt, wird eine der kommenden Schlüsseltechnologien sein“. Textilbeton komme ohne Stahl und Klimagas-Emissionen aus. Wichtig seien Aufforstungen in großem Stil und der Erhalt der Moore. Die biologische Landwirtschaft binde CO2 effizienter im Boden als die konventionelle; man müsse rasch umstellen. Der viel zu billige und deshalb unwirksame CO2-Emissionshandel müsse abgelöst werden durch eine Kohlenstoffsteuer. 

Zur aktuellen EEG-Debatte befragt, beklagte der Klimapolitiker den Verlust von bisher mehr als 80.000 Arbeitsplätzen, vorwiegend aus dem Handwerk und Mittelstand, verursacht durch falsche politische  Weichenstellungen seit dem Jahr 2011, die die große Koalition noch verschärfen wolle. „Das EEG fördert nicht mehr die erneuerbaren Energien, sondern wird ein ‚Kohlebestandsschutzgesetz‘“.  Die erneuerbaren Energien seien ein „Opfer ihre Erfolges“ und würden sogar noch als „Strompreistreiber“ diffamiert. Der Bevölkerung werde  mit der sog. Strompreisbremse Sand in die Augen gestreut. Die Absicht dahinter sei durchsichtig. Das Kohleprivileg solle geschützt werden, was wiederum die CO2-Belastung in die Höhe treibe – ein nicht akzeptabler Zustand.

In der anschließenden Diskussion kritisierten die Zuhörer u. a. heftig die geplante Abgabe auf eigenerzeugten und selbst genutzten Strom. Just jetzt, wo die PV-Gestehungskosten mit den Strompreisen gleichziehen. Immer höhere Strommengen von Großbetrieben würden von der EEG-Abgabe befreit, deren Ersparnis  dann die Verbraucher zahlen müssen. Fell rief zum Protest bei den Bundestagsabgeordneten auf. Deutschland habe seine Vormachtstellung schon an China abgegeben, dort sei das EEG erfolgreich auf Chinesisch übersetzt worden. Vom weltweiten Siegeszug der Erneuerbaren zeigte er sich überzeugt, auch wenn Deutschland selber auf Grund der geplanten Photovoltaik- und Wind-„Deckel“ absehbar zunächst zurückfallen werde.  Der globale Wettbewerb aber werde sich an den ökonomischen und ökologischen Vorzügen orientieren.

Foto: Autor

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