Dächer für die Sonne

AGL informierte über die Möglichkeiten von Solargemeinschaftsanlagen in Eberbach

(csh) Besser hätte der Zeitpunkt für den Informationsabend der Alternativen Grünen Liste zur Nutzung von Solarenergie nicht gewählt sein können. Der hohe Ölpreis und die Angst vor der Abhängigkeit von den Golfstaaten sowie die Weltkonferenz über Erneuerbare Energien in Bonn füllen die Seiten aller Zeitungen. Auch diese Tagesaktualität  mag mit ein Grund dafür gewesen sein, dass 40 interessierte Gäste der Einladung der Alternativen Grünen Liste in den Ratssaal folgten.

Auf Einladung der AGL informierte der Verein „Solarenergie und umweltfreundliche Energienutzung Neckar-Odenwald“ (S.U.N.e.V.) über die ökologischen und ökonomischen Vorteile von Solarenergie. Solarenergie ist mit Abstand die beliebteste Energiequelle, denn Strom aus Sonnenenergie ist sauber, sicher und zuverlässig. Über 40.000 Haushalte in Deutschland gewinnen bereits heute ihren Strom aus der Sonnenenergie. Im Gegensatz zu den fossilen Rohstoffen wie Öl, Gas, Kohle oder Uran ist das Energiepotential der Sonne unerschöpflich und die Menge solarer Energie, die auf der Erde ankommt, übersteigt den täglichen Verbrauch um das 15.000fache. Es gibt kaum eine andere Technologie, die eine ähnlich hohe Verträglichkeit mit den Ansprüchen an eine nachhaltige Entwicklung aufweist. 

Inzwischen ist Solarenergie aber nicht mehr nur ein „grünes Produkt“ zur nachhaltigen Energiegewinnung, sondern längst ein interessantes Finanzprodukt für private Anlege.

Wie Peter Stumpf, Gemeinderat der AGL, erläuterte, hat sich die AGL seit 1999 mehrfach und mit Nachdruck für die Nutzung von Solarenergie in Eberbach eingesetzt. Diese Bemühungen sind immer wieder von der Mehrheit des Gemeinderates und der Verwaltung abgelehnt worden. Diesbezügliche Anträge der AGL scheiterten stets am ökologisch fossilen Urgestein des Eberbacher Gemeinderates. Nun endlich scheint sich auch hier ein Umdenken anzudeuten. Zwei Hallendächer und das Dach der Realschule müssen saniert werden und könnten mit Photovoltaikanlagen bestückt werden. Ein Vorhaben für das sich die AGL und die SPD-Fraktion einsetzten.

Christine Dernz, Vorsitzende des S.U.N.e.V. stellte zunächst die drei Themenschwerpunkte des Vereins vor: Der Bau von Solarstrom-Gemeinschaftsanlagen, inzwischen ist man bei der Realisierung von 14 Anlagen angekommen; das Projekt SolarBrücke Obrigheim-Biblis, eine symbolische Verbindung zwischen den beiden Kernenergie-Standorten mit einem 10 km breiten „Solar-Korridor“ und die Veranstaltung von regionalen Klimamessen, wie zum Beispiel 2004 in Aglasterhausen.

Dipl.Ing. (FH) Armin Hambrecht, Geschäftsführer der Gesellschaft für Solare Energiegewinnung Solarart aus Lauda-Königshofen, referierte anschließend über Technik, Nachhaltigkeit und Finanzierung von Solargemeinschaftsanlagen. Grundsätzlich wird eine Dachfläche von mindestens 200 Quadratmetern benötigt, die vom Eigentümer zur Verfügung gestellt wird und mit Photovoltaikanlagen bestückt werden kann. Die Anlage wird in Segmente aufgeteilt und an einzelne Investoren verkauft. Jeder Investor betreibt dann auf einem öffentlichen Dach seine eigene Anlage. Solarenergie wird in Strom umgewandelt und in das öffentliche Netz eingespeist. Mit dem Erneuerbaren-Energie-Gesetz (EEG) hat die Bundesregierung die Netzbetreiber verpflichtet, alle Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien anzuschließen um eine Abnahmegarantie zu gewährleisten. Als Ergänzung trat am 1. Januar dieses Jahres das so genannte Photovoltaik-Vorschaltgesetz in Kraft, das die Vergütungssätze für Solarstrom für die nächsten 20 Jahre festsetzt.

Solargemeinschaftsanlagen, so Hambrecht, garantieren ökologische Sicherheit durch Null-Emissionswerte, einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz durch Co2-Einsparung und keinerlei Eingriff in die Natur, weil sie auf bereits vorhandene Dächer installiert werden. Die technische Sicherheit wird durch praktisch keinen Verschleiß, eine langjährige Garantie, den Einsatz von Komponenten aus deutscher Produktion und einer Anlagenfernüberwachung gewährleistet. Die rechtliche Sicherheit ergibt sich für den Investor aus der Abnahmegarantie, geregelt durch das EEG, eine Erlösgarantie über 20 Jahre und den Bestandsschutz dieser Rechte.

In der anschließenden lebhaften Diskussion wurden viele Sachfragen geklärt und Vorurteile aus dem Weg geräumt.  So konnte z.B.  das immer wieder populistisch eingesetzte Argument von den hohen Subventionskosten für Solarstrom von Hambrecht relativiert werden. Denn die Subventions- und Umlagequoten pro Kopf der Bevölkerung liegen bei Flugbenzin mit 95 Euro, Steinkohle mit 50 Euro, Grünem Punkt mit 24 Euro und Braunkohle mit 8 Euro ein Vielfaches über den Subventionsbeträgen von Solarstrom mit 2 Euro pro Kopf und Jahr in 2001. Das heißt, im Vergleich zu anderen Subventionen fallen die Kosten für den Aufbau einer solaren Energieversorgung kaum ins Gewicht.

Im Bereich Erneuerbare Energien arbeiten in Deutschland inzwischen rund 130.000 Menschen, mehr als in Kohle- und Bergbau zusammen und die Tendenz ist steigend.

Lokales Handwerk und Betriebe können bei der Installation von Photovoltaik-Anlagen eingebunden werden und generieren damit Arbeitsplätze.

Auf völliges Unverständnis aller Anwesenden stieß dagegen die Haltung von Verwaltung und der Mehrheit des Gemeinderates, die einer Stromgewinnung aus Solargemeinschaftsanlagen bisher ablehnend gegenüberstanden. Da die Entscheidung über die Dachsanierung der Mehrzweckhalle noch in diesem Jahr getroffen werden soll, liegt es jetzt in der Hand des Gemeinderates, die berechtigten Interessen der Bürgerinnen und Bürger für eine nachhaltige Energieentwicklung vor Ort wahrzunehmen und umzusetzen. Allein die Nachfrage der Anwesenden an diesem Abend  hätte  bereits gereicht um eine Solargemeinschaftsanlage auf dem Dach der Mehrzweckhalle an private Investoren verkaufen zu können

Weitere Informationen und aktuelle Links zum Thema Solarenergie auf der Internetseite www.agl-eberbach.de

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